Lithium und Kobalt: Kann der Rohstoffhunger von Elektroautos gestillt werden?

von Nico Rehm (BBE e.V.)

Für die Herstellung und den Betrieb von Fahrzeugen werden Rohstoffe gebraucht. Verbrenner sind vor allem auf Mineralöl angewiesen. Elektrofahrzeuge benötigen für die Batteriehersteĺlung Lithium und Kobalt. Aber wie sieht es mit den Vorkommen aus und ist der Abbau moralisch vertretbar?

In der Natur kommt Lithium in gebundener Form vor und kann aus salzreichen Gewässern gewonnen werden. Das meiste Lithium gibt es in Chile, Australien, Bolivien und Argentinien. Größere Mengen sind außerdem in Indien und den USA entdeckt worden. Für die Stromerzeugung in Batterien ist das Leichtmetall heute elementar. In einem 50-Kilowattstunden-Akku sind etwa 6 kg verbaut. Aufgrund des Hochlaufs der E-Mobilität gingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bisher von einer Knappheit ab 2030 aus. Allerdings kann mit der Entdeckung neuer Vorkommen gerechnet werden. Dabei werden ganz neue Quellen ins Auge gefasst. Möglich sein könnte beispielsweise die Gewinnung aus Meerwasser, in dem die Konzentration zwar gering ist, das jedoch ein unendliches Reservoir ausmacht. Auch den Recyclingprozessen wird steigende Bedeutung zukommen. Doch Lithium ist für die Batterieproduktion nicht unersetzbar. Natrium gilt als vielversprechende Alternative. Und die Entwicklung schreitet schnell voran. Der Hersteller JAC hat in China bereits ein Fahrzeug mit einem Natrium-Ionen-Akku vorgestellt. Wegen der geringeren Energiedichte wird die Technik aber vor allem für Stadtautos von Bedeutung sein. Da Natrium deutlich günstiger zu haben ist, dürften auch die Preise der Fahrzeuge geringer ausfallen.

Kobalt sorgt wegen seiner besonderen chemischen Eigenschaften in Batteriezellen dafür, dass die geschichtete Struktur der Kathoden beim Entladen erhalten bleibt. Dieser Rohstoff galt für die Batterieproduktion bislang als einzigartig. Die größten Kobalt-Vorkommen gibt es im Kongo. Auch in den USA und in Kanada findet Förderung statt. Aufgrund der noch vorhandenen Potenziale und der Fortschritte in der Produktion, die langfristig zu einer Verringerung des Bedarfs führen dürften, ist eine akute Knappheit auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Dennoch ist der hohe Preis ein Motor für die Batterieforschung. Die Förderung ist aber auch wegen der Abbaubedingungen im Kongo in die Kritik geraten. Kinderarbeit und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen sind seit Jahren ein Problem in vielen Kobaltminen und stellen einen Makel in Lieferketten von vielen Produkten dar. Kobalt findet man in den Akkus von Mobiltelefonen, in Reifen, Schneidewerkzeugen, Kurbelwellen und es wird zur Entschwefelung von Kraftstoffen eingesetzt. Der Betrieb von Verbrennerfahrzeugen wäre ohne Kobalt heute nicht vorstellbar. Natürlich ist die Verwendung in Elektrofahrzeugen nicht wegzureden. Die Industrie hat aber längst erkannt, dass man die Abbaubedingungen nicht ignorieren darf. So gibt es europäische Initiativen, die sich für Verbesserungen im Kongo einsetzen. Auch der Bedarf soll reduziert werden. Die Weiterentwicklung der Zellchemie hat hier nicht Halt gemacht. Lithium-Eisenphosphat-Akkus sind die kobaltfreie Alternative zu Lithium-Ionen-Akkus. Ähnlich wie Natrium-Ionen-Akkus weisen sie eine geringere Energiedichte auf, die sich auf die Reichweite auswirkt. Aber der niedrigere Rohstoffpreis vergünstigt auch bei Verwendung von Lithium-Eisenphosphat-Akkus die Fahrzeuge.

Der Rohstoffbedarf von Elektroautos wird weiterhin Herausforderungen mit sich bringen und moralische Fragen aufwerfen. Das ausgeprägte Bewusstsein der Nutzerinnen und Nutzer für Nachhaltigkeit sorgt gleichzeitig für eine starke Weiterentwicklung. Bei der Bewertung von Technologien ist daher eine gesamtheitliche Betrachtung gefragt. Die Bemühungen zur Lösung der anstehenden Probleme, z. B. die Einführung von Recycling-Kreisläufen, aber auch der Rohstoffbedarf der Verbrennertechnologie müssen unbedingt einbezogen werden. Nachhaltigkeit steckt auch in der Abwägung, unter welchen Umständen das beste Ergebnis erreicht wird. Muss es wirklich das Ziel sein, die individuelle Mobilität abzuschaffen oder sollte man Technik so sauber wie möglich machen? Bei allen Vergleichen müssen die Rohstofflasten von Verbrennerm bedacht werden. Welche Schäden verursacht die Ölförderung? Welche Risiken entstehen durch den Transport und welcher Zusatzbedarf ergibt sich aus dem Betrieb der Infrastruktur? Zum Schluss stellt sich die Frage, wann eine Technik mit ihrer Entwicklung am Ende ist. Ein Blick auf Forschung und Entwicklung zeigt, dass die E-Mobilität längst nicht alle Potenziale ausgeschöpft hat und vielleicht am besten Individualbedürfnisse und notwendige ökologische Korrekturen miteinander vereinbaren kann.

Siehe auch:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/890995/umfrage/weltweite-verwendung-von-kobalt/

https://www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA/DE/Downloads/m-kobalt.pdf?__blob=publicationFile&v=4

https://www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA/DE/Downloads/m-lithium.pdf?__blob=publicationFile